Walter Lumsden, der Vater des Fife

In der englischen Fachzeitung »Cage and aviary birds« hatte ich mit Bestürzung gelesen, dass Walter Lumsden, der den Fife erzüchtet hat, im Alter von 89 Jahren verstorben ist.

Ich hatte vor einigen Jahren Kontakt zu Walter aufgenommen und er hatte mir die Historie des Fife Fancy erzählt, die ich im damaligen »Kanarienfreund« Heft 12/94 wiedergegeben habe. In Erinnerung an ihn hier noch einmal in Kurzform die Geschichte des Fife.

Walter Lumsden hielt und achtete von früher Jugend an einheimische Körnerfresser und Kanarien, lediglich während des Zweiten Weltkrieges konnte er aufgrund der Mangelwirtschaft keine Vögel mehr halten. Er war ursprünglich ein Borderman und Gründungsmitglied des »Scottish All Border Fancy Canary Club«, der auch in seinem Wohnort Kirkcaldy ansässig war.

Aber die Entwicklung des Borders gefiel ihm nicht mehr, die Vögel waren in seinen Augen im Vergleich zum »Vorkriegsborder« zu groß und zu plump geworden. Er beschaffte sich dann kleine Vögel aus den Volieren von Liebhaberzüchtern und mit zäher Energie versuchte er einen »kleinen Border« zu erzüchten und zu stabilisieren. Er sah sich auch viel Spott ausgesetzt, nach dem Motto: »Hier kommt Walter mit seinen halb verhungerten Bordern!« Aber er fand auch interessierte Züchter für seine Neuschöpfung.

 

Im Jahre 1957 lud er dann zu einem Meeting ein, das in Kirkcaldy (der Grafschaft Fife zugehörig, daher der Rassename) stattfand. Obwohl nur 5 Züchter erschienen waren, wurde ein Verein mit dem Namen »Fife Miniature Canary Club< gegründet. 1958 wurde die Vereinigung in >The Fife Fancy Canary Club< umbenannt. 1963/1964 verfügte der Club über 46 Mitglieder. Auch aus wirtschaftlichen Gründen (viele Züchter waren von der Borderrasse zum Fife gewechselt) wurde beschlossen, den Border- oder Dewar-Käfig zu übernehmen. Allerdings wurden dünnere Sitzstangen eingeführt und der Stangenabstand auf 5 freie Stäbe (beim Border 6) verringert.

 

Walter arbeitete mit zäher Verbissenheit an der Weiterentwicklung seiner Schöpfung, und es war auch ein »hartes Brot«, denn 1971 war der Club erst auf 51 Mitglieder angewachsen. 1973 kam dann der Durchbruch, als auf der National (damals noch Alexandra Palace London) sein Fife bester Kanarienvogel der Schau wurde. Wie triumphal dieser Erfolg war, lässt sich alleine aus der Tatsache ableiten, dass die Rasse Fife bis dato noch keine eigene Schauklasse hatte, sondern lediglich in der Sammelschauklasse »any other variety (AOV)« ausgestellt werden durfte.

Von diesem Zeitpunkt an war der »Höhenflug« des Fife nicht mehr aufzuhalten, und jedes Jahr waren mehr Fife auf den Ausstellungen zu sehen, und auch die Schauklasseneinteilung musste entsprechend angepasst werden.

Ein weiterer großer Erfolg gelang ihm 1993, als die W. und D. Lumsden partnership (Walter hatte mit seinem Sohn David eine Zuchtgemeinschaft gebildet) auf der Nationial den besten Fife stellten. Aber diesmal standen ungefähr 1400 Fife in Konkurrenz und ließen ihre »älteren« Kanarienverwandten beschickungsmäßig weit hinter sich.

Walter Lumsden hat sich mit der Kanarienrasse Fife ein bleibendes Denkmal gesetzt und ich bin sicher, dass sein Sohn David die Farben des »Lumsden-Clan« hochhalten wird. Aber auf der nächsten National werden wir ihn schmerzlich vermissen - Walter, den Vater des Fife und liebenswerten Freund im traditionellen Kilt.

Werner Kolter