Quo vadis, Border?

Diese Frage wird in der englischen Fachpresse immer öfter aufgeworfen, denn der früher als die Positurrasse Nummer 1 bezeichnete Border ist auf dem Rückzug und andere Rassen (insbesondere der Fife und der Gloster) haben ihn schon an Popularität übertroffen.

Wenn wir wissen wollen, woran das liegt, müssen wir uns die augenblickliche Situation im Mutterland ansehen. Die Spezialschauen werden von einigen wenigen Züchtern (Phil Warne, Barnett und Chandler, etc.) dominiert, die die Preise unter sich »aufteilen«. Dadurch geht die Mehrzahl der so genannten Championzüchter in der Regel leer aus und sie werfen nach und nach die Flinte ins Korn, d.h., sie wechseln entweder auf andere Rassen (z.B. den Fife) oder sie verlassen ganz den Kanariensport. Die Novicesektion wird immer »dünner« und nur einige Wenige die bereit sind, die exorbitanten Preise für Border an die o. g. Spitzenzüchter zu bezahlen, haben Erfolg und frustrieren damit die Mitkonkurrenten in der Noviceklasse.

Verantwortlich für den Niedergang, so sieht es jedenfalls die Mehrheit der Züchter, sind die vorerwähnten Züchter, die Spitzenstämme hervorgebracht und aus dem Hobby einen Lebensunterhalt gemacht haben und ihre Nachzuchten teuer verkaufen. Diese Leute sind in der Lage, alle Spezialausstellungen mit hervorragend vorbereiteten und auch zahlenmäßig starken Schauteams zu beschicken, und lassen so den anderen Züchtern in der Regel das Nachsehen.

Es gibt natürlich Überlegungen, wie man in dieser misslichen Situation Abhilfe schaffen kann, aber alle Vorschläge laufen ins Leere, denn die Schaffung eines »Superchampionstatus« oder einer »Masterclass« würde das Problem nicht lösen. Auch die Einrichtung einer Zwischenstufe, um den Wechsel von dem Novice - in den Championstatus »abzufedern«, wird nicht als das Ei des Columbus angesehen. Der Frust ist groß und aus der Borderrasse ist also - bildlich gesprochen ein »englischer Patient« geworden.

Schauen wir zurück nach Deutschland, so finden wir das »englische Syndrom« nicht, bei uns erfreut sich die Borderrasse zunehmender Beliebtheit. Aber trotzdem möchte ich vor einer Entwicklung warnen, die der Rasse Border nicht gut tun kann, denn die Vögel werden größer, d.h., wir folgen dem englischen Trend, den die dortigen Spitzenzüchter vorgegeben haben, »the bigger the better«. Da immer mehr englische Vögel, zum Teil via Belgien, zu uns kommen, haben wir - dies ist jedenfalls meine subjektive Beobachtung - einen immer größer werdenden Border. Zugegeben, ein großer und allseits runder Vogel in optimaler Haltung ist ein imposanter Anblick, aber wir sollten nicht den Preis zahlen wollen, der in England gezahlt wird. Der Border, der früher wegen seiner Fruchtbarkeit und seiner guten Zuchteigenschaft gerühmt worden ist, hat aufgrund des »runs« auf die »Gen(mono)pools« der Spitzenzüchter in den Elterneigenschaften etc. erheblich nachgelassen und »reproduziert« sich immer schlechter.

Ich möchte diesen Gedanken einmal mit Gleichgesinnten diskutieren. Gelegenheit ergibt sich z.B. anlässlich der Ausstellung des »Dompfaff Köln« am 18./19. Okt. 1997, hier veranstalten wir eine Spezialschau für die Rassen Border (und Fife and Gloster) wozu wir englische Zuchtrichter eingeladen haben!

Werner Kolter