Unbestreitbar gehört der Fife, wie er in Kurzform unter Züchtern meist genannt wird, zu den kleineren Positurkanarien-Rassen. Genau dies ist aber bei vielen Diskussionen um den Rassewert eines Vogels immer wieder ein Grund, die Meinungen weit auseinander gehen zu lassen.
Wie fast alle britischen Kanarienrassen zeichnet auch den Fife eine vom „klassischen“ Finkentyp abweichende Körperform aus. Diese ist auch das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zu allen anderen Positurkanarienrassen.
Wie bei vielen anderen britischen Rassen auch, so ist auch beim Fife seit einigen Jahren eine Änderung des Standards vorgenommen worden. Nur im Gegensatz zu z. B. dem Border ist diese Veränderung bereits seit 1999 abgeschlossen und im Standard des Mutterlandes fixiert worden.
In seinem Mutterland existieren eine Reihe von Spezialclubs, die sich unter der „Fife Fancy Federation“ zusammengeschlossen haben und gemeinsam über die technischen Dinge der Fifezucht und –bewertung beraten und beschließen. Allerdings hat es wie auch in den anderen Rassen keine gravierende Neubeschreibung gegeben, eigentlich ist nur das gezeichnete Idealbild ist der Realität mehr angepasst worden. Bei genauer Betrachtung wurde der schriftlich fixierte Standard nur neu interpretiert.
Im folgenden möchte ich diese Abänderungen genauer beschreiben. Absichtlich weggelassen habe ich die Ausführungen zum Ursprung und zur historischen Entwicklung. Diese hat sich seit dem Erscheinen des Positurkanarienbuches (1986) nicht verändert.
Der erste wichtige Unterschied unseres Standards zum Mutterland ist, dass die Reihenfolge der einzelnen Bewertungspositionen bei uns nach der Höhe der zu vergebenden Maximalpunktzahlen geordnet ist. Dies hat zwar durchaus seinen praktischen Wert bei der Ausarbeitung der Rangreihenfolge innerhalb von Klassen oder gar Schauen, es verstellt aber meines Erachtens den Blick zum einen für die rassebestimmenden Merkmale und zum anderen auch für die Gesamtheit eines Vogels. Übrigens ist dieser letzte Punkt noch viel zu wenig in den Gedanken der Betrachter (sowohl Preisrichter als auch Züchter) verankert. In einer Reihe von Diskussionen höre ich immer wieder nur das Herausheben einzelner (unbestreitbar wesentlicher) Merkmale. Ein Vogel aber – egal welcher Rasse er angehört – muss grundsätzlich auch als Ganzheit betrachtet werden. Aber hierzu gibt es im Verlauf dieses Beitrages noch einmal gezielte Hinweise. Trotzdem sollen natürlich die einzelnen Bewertungspositionen gesondert betrachtet werden.
In diesem Beitrag werde ich deshalb den Vorgaben des Mutterlandes folgen.
Betrachten wir einen Vogel, so beginnen wir am vorderen/oberen Ende. Als ein wesentlicher Bestandteil des Typs steht deshalb die Position „Kopf“ mit 10 Punkten auch am Anfang der Betrachtung.
Der Kopf ist allseits rund, setzt mit einer hohen Stirnwölbung an und schließt in einer Rundung des Hinterkopfes, die eine klar erkennbare Einschnürung des Nackens formt.
Seitlich betrachtet sitzt das Auge so zentral wie möglich innerhalb des Kopfes, was durch die Fülle der Wangen ideal unterstützt wird. Zu einem solchen kleinen Kopf passt nur ein kleiner, zierlicher Schnabel.
Durch die Einschnürung des gesamten Halsbereiches entsteht der Eindruck, als ob der Kopf deutlich vom Körper abgesetzt ist.
Vielfach sieht man nun Vögel, deren Kopf nicht in der gewünschten Weise vom Schnabel aufsteigt, sondern eher flacher verläuft. Hieraus entsteht oft der Eindruck, als ob ein solcher Vogel eine Beule am Oberkopf hätte. Auf jeden Fall aber ist ein solcher Kopf nicht rund, was eine leichte Qualitätsminderung ergibt. In diesem Punkt sollten wir nicht allzu rigoros vorgehen und einen solchen Vogel ohne weitere Begutachtung abqualifizieren. Immerhin sind die zu vergebenden 10 Maximal-Punkte ja auf eine ganze Menge von Merkmalen zu verteilen, und wenn wir in nur diesem einen Kriterium schon 2 und mehr Punkte weniger vergeben, bleibt für eine gerechte Qualitätsabstufung des gesamten Vogels nicht viel übrig.
Häufiger Fehler ist auch der Sitz des Auges. Oft kann man Vögel sehen, deren Augen zu nahe zum Schnabel eingebettet sind. Dazu gibt es immer noch zu viele Fifes, deren Schnäbel zu klobig sind. Wenn dann auch noch die Wangengegend wenig gefüllt erscheint, kommt der gefürchtete Spitzkopf zustande. Auf den Fehler des überlangen Oberschnabels brauche ich wohl nicht näher einzugehen, auch wenn er das Gesamtbild empfindlich stört, wie er es auch bei allen anderen Schaukanarien tut.
Ein noch weiter verbreitete Fehler ist die zu geringe Einschnürung in der Halsgegend, ebenfalls unter der Position „Kopf“ bewertet.
Ich halte es nicht für falsch, wenn trotz geringerer Abweichung vom Ideal dennoch 9 Punkte vergeben werden. Schließlich sollte es auch kein Tabu sein, diese Rubrik bei sehr guter Ausprägung des Kopfes auch einmal mit der vollen Punktzahl zu versehen.
Da unser Fife in allen Farben, außer den rotgrundigen und den neueren Melaninfarbe zugelassen ist, gibt es häufiger als man denkt Fälle, bei denen eine Scheckung für die optimale Beurteilung des Typs hinderlich ist. Besonders, wenn der Kopf nur auf beiden Seiten kleinere Scheckungsareale fast wie Augenstreifen aufweist, entsteht im ersten Moment leicht der Eindruck, dass dieser Kopf eckig und kantig ist. Speziell für diese Fälle lohnt es sich, den Fife in seinem Schaukäfig im Gegenlicht zu betrachten. Dann nämlich verschwimmen die vordergründigen Farbnuancen und der Schatten ist wie ein Scherenschnitt wunderbar auf die Qualität hin zu betrachten.
An den Kopf schließt der Körper an. Obwohl auch hier nur 10 Punkte maximal zur Verfügung stehen, ist dies eine der Positionen, in denen sich der Fife am deutlichsten von den anderen Kanarienrassen unterscheidet.
Die wichtigste Eigenschaft des Körpers ist, dass er kurz und gedrungen wirkt. Dies wird erreicht, wenn der Rücken vom Hals her beginnend in einer leichten Kurve ansteigt und in einem Zug zum Schwanz verläuft. Die Vorderseite ist idealerweise in derselben Bogenform wie der Rücken geschwungen und verläuft ebenfalls vom Hals her bis zum Bauch (Kloakengegend). Die Unterschwanzdecken sind in ihrem Verlauf dagegen ziemlich geradlinig.
Aber auch bei der Betrachtung aus anderen Blickwinkeln muss der Körper rund sein. Von oben betrachtet sind Brust und Schultern breit und verlaufen (fast eiförmig) zum Körperende stark konisch zu.
Hier sehen wir bereits, dass ein Fife aus allen Blickwinkeln zu betrachten ist, von der Seite, von vorne und selbstverständlich auch von oben. Dies ist idealerweise in dem als „Dewar-Käfig“ bezeichneten allseits offenen Schaukäfig möglich.
Vielfach glauben Züchter, dass man diese Rundheit durch ‚geschickte‘ Fütterung beeinflussen oder gar verbessern kann. Ich denke, dass diese Überlegungen vollkommen falsch sind und an den angestrebten Zielen weit vorbeigehen. Meistens erreicht man z. B. durch Anfüttern von Fett nur, dass die Vorderseite keine harmonisch geschwungene Linie ergibt, sondern deutliche Ecken und Kanten zeigt. Außerdem ist die Gefahr hierbei viel zu groß, dass im Gegenzug der Vogel seinen Schwerpunkt verlagert und dabei ein Hohlkreuz oder zumindest einen geradlinigen Rücken zeigt, beides deutlich unerwünschte Merkmale, die den Typ eines Fifes negativ beeinflussen.
Ein Problem, das viele Fifezüchter heimsucht ist der Scheitel, der über die Vorderseite verläuft, oft auch als ‚Schlitz‘ bezeichnet. Über sein Entstehen und den besten Weg, ihn züchterisch auszumerzen gibt es sicher so viele Ansätze wie Fifezüchter.
Als relativ sicher können wir annehmen, dass es auf jeden Fall mit der Federtextur zusammenhängt. Sie ist bei vielen Fife aufgrund der geforderten Straffheit (siehe unter ‚Gefieder‘) vielfach auch etwas hart geraten. Wenn solche Vögel dann noch in einem Klima sitzen, das eine höhere Luftfeuchtigkeit aufweist, wird dieser Schlitz auch gezeigt. Trotzdem ist zuerst einmal züchterisch dagegen zu arbeiten. Schon das Hereinnehmen eines Partners mit weicherem Gefieder sorgt für mehr Geschlossenheit des Federwerkes.
Aufgrund der maximal 10 zu vergebenden Punkte könnte man schnell zu der irrigen Auffassung gelangen, dass dies ebenfalls ein wichtiges Kriterium ist. Ich denke, dass mit dieser Gewichtung überwiegend der Eindruck des kompakten Körpers unterstützt werden soll.
Die Flügel sind sehr kompakt und schließen kurz vor dem Schwanzansatz. Sie werden nah am Körper anliegend getragen. Überlanges Großgefieder führt dazu, dass die Flügel erst über den Schwanzfedern geschlossen werden oder gar seitlich herabhängend getragen werden. Beides wiederum ist nicht geeignet, die Qualität eines Fife zu fördern.
Dies ist eine der Positionen, bei der die Meinungsvielfalt wohl sehr groß ist. In dieser Position werden bis zu 5 Punkte vergeben.
Die Ständer sind lang, jedoch der Körpergröße angepasst. Wichtig ist, dass sie zu den Schenkeln gewinkelt sind und ein kleiner Bereich der Schenkel sichtbar bleibt. Füße und Zehen, sowie die Krallen sind klein und zierlich. Nichts ist vernichtender als übergroße Füße, die nicht zum zierlichen Gesamtbild des Fife passen.
Natürlich ist klar, dass größere Schuppung ebenfalls nicht zum positiven Bild gehört.
Zu achten ist auch darauf, dass die Ständer nicht zu lang sind. Dies führt sonst dazu, dass der Fife wie auf Stelzen stehend wirkt. Auch bei der Sichtbarkeit der Schenkel gibt es ein Höchstmaß, das aber im Prinzip mit der Winkelung von Schenkel zum Lauf zusammenhängt. Wichtig ist immer wieder, dass die gesamte Harmonie des Fife-Typs erhalten bleibt.
Es ist die Feder, die den Vogel gestaltet. So ist es auch beim Fife. Seine rassetypischen Federn formen wie bei allen Vögeln die äußere Gestalt. Interessant ist, dass im Originalstandard zwar in der Überschrift „Gefieder“ steht, aber in der Beschreibung dann nur noch von den „Federn“ gesprochen wird. Für das Gefieder sind 10 Punkte maximal vorgesehen.
Die Federn sind von kurzer, dichter Textur und werden dicht an den Körper getragen. Die Federn dürfen also nicht rauh wirken oder lose getragen werden. Besonders das oftmals lose Gefieder in der Kloakengegend oder die so genannten ‚Hosen‘ wirken sich störend auf die Umrisslinie aus.
Es ist zwar im Originaltext nicht erwähnt, aber auf dem Kontinent werden in dieser Rubrik auch die Unversehrtheit des Gefieders und eventuelle Mauserstellen bewertet. Diese Aufwertung eines grundsätzlichen Fehlers ist auf der Insel meist überflüssig, da kein Züchter seine Vögel mit erkennbaren Mauserstellen oder mit fehlenden bzw. abgebrochenen Federn zur Schau einliefern würde. Im Mutterland ist beschädigtes Gefieder ein Punkt für die Rubrik ‚Gesundheit‘ (oder sinngemäß günstiger übersetzt ‚Kondition‘). Vielleicht kommen wir aber auch einmal dazu, dass wir solche sichtlich konditionslosen Vögel einfach nicht mehr bewerten und mit der entsprechenden Bemerkung vom Richtertisch zurück ins Regal schicken.
Für die vorgeschriebene Haltung von 60° zur Sitzstangenebene (five minutes to ‚fife‘ o’clock) werden maximal 10 Punkte vergeben. Hierhin gehört auch der Abstand zwischen Körper und Sitzstange, oder wie man drüben formuliert „off the perches“. Nur wenn ein Fife aus den Gelenken kommt und entsprechend die geforderte Haltung zeigt, können auch die anderen Typmerkmale sicher erkannt und beurteilt werden. Selbstverständlich ist ein unruhiger und rastloser Vogel weitab von der geforderten Idealhaltung.
Durch falsches Training kommt es häufig zur ‚Laufentenhaltung‘, die Brust-Bauch-Linie ist stark nach unten gedrückt, dadurch wirkt der Rücken flach oder gar wie ein Hohlkreuz. Allerdings kann es auch vorkommen, dass diese genannten Merkmale bereits durch mangelnde Masse bei der Form vorhanden sind. Diese werden dann aber durch die beschriebene falsche Präsentation im negativen Sinne stark unterstützt.
Trotzdem gehört zum Fife so etwas wie Temperament. Im Schaukäfig zeigt es sich keck und trotzdem ohne Scheu. Diese Wesensmerkmale sind es wohl auch, denen der Fife seine so große Beliebtheit zu verdanken hat.
Zu einem Vogel, der kurze Kompaktheit darstellen soll, gehört sicher auch ein Schwanz, dessen Form und Länge diese Wünsche unterstützt. Maximal 5 Punkte sind zu vergeben, wenn der ideale Fife-Schwanz kurz, eng geschlossen und am hinteren Ende ohne Einkerbung gezeigt wird.
Überlange Schwänze, oft dadurch entstanden, dass der Fife das Großgefieder gewechselt hat, führen wiederum zu einem Eindruck, der den Fife als ‚zu lang und schlank‘ beschreibt. Auch einzelne nachgewachsene Federn des Schwanzes verderben leicht den sonst guten Gesamteindruck eines Vogels. Deshalb sollte man darauf achten, dass zum einen keine Großgefiedermauser bei Jungvögeln einsetzt und zum anderen, dass sich die Vögel nicht gegenseitig rupfen. Aber auch die fehlende Fülle in den Federn der Unterschwanzdecken vermitteln dem Betrachter ein Bild des zu lang geratenen Fife.
In Anbetracht, dass es sich aber auch nur um ein Nebenkriterium handelt, sollte man bei der Punktvergabe trotz kleinerer Mängel schon an die volle Punktzahl denken.
Ein dagegen wichtiges Merkmal ist die Farbe des Fife, mit maximal 10 Punkten bewertet. Der Fife besticht im allgemeinen durch eine besondere Brillanz der Farben, die dieser Rasse eigen sind. Schon lange ist bekannt, dass zu den verschiedenen Positurkanarien auch unterschiedliche Ausprägungen in der Farbe gehören. So ist das Grün eines Cresteds deutlich ein anderes als das des Glosters oder des Norwichs. Jedoch so leuchtend in der Farbe wie beim Fife ist es sonst nirgends zu finden.
Nun ist die Farbe nicht im Sinne der Farbenkanarienbewertung gemeint. Dies wurde vor einer Reihe von Jahren leider in unserem Land falsch interpretiert, als man den Begriff ‚pure and rich in colour‘ mißdeutete.
Der Fife gehört zu den Positurrassen der Britischen Inseln, die auf keinen Fall farbgefüttert werden dürfen. Selbst auf Futterzusätze, die die Farbe unterstützen könnten, wird überwiegend verzichtet. Man geht davon aus, dass Farbe nur durch geschickte Zuchtauslese beeinflusst wird und nicht von anderen Dingen abhängig ist.
Allerdings gibt es eine einzige Ausnahme beim Aussuchen der Zuchttiere. Zur Zucht von weißgrundigen Fife ist es sinnvoll, nicht diejenigen auszusuchen, die die tiefste Farbe besitzen. Bei solchen Partnern ist unweigerlich die weißgrundige Nachzucht an Stellen farbig, wo sie es nicht sein soll. Die Zucht von weißgrundigen Fife ist übrigens wie auch bei anderen Positurkanarien wesentlich aufwendiger. Deshalb möchte ich erst zur Weißgrundigen-Zucht raten, wenn genügend Erfahrung mit den farbigen Vögeln gesammelt worden ist.
Eigentlich ist es selbstverständlich, dass ein Vogel, der zur Schau vorgesehen ist, im Vollbesitz seiner Gesundheit ist. Kranke, nicht fit wirkende Vögel sind eigentlich genauso ungeeignet wie Vögel die noch sichtbare Kennzeichen von Mauser haben.
Für diese Position können bis 5 Punkte vergeben werden.
In dieser Position werden nach dem COM-Standard, also auch nach unserem nationalen, jedoch wesentlich andere Kriterien begutachtet. So gehören nach kontinentaler Definition die Sauberkeit des Käfigs und die gesamte Präsentation hierhin. Nicht so glücklich ist die nur in Deutschland hinzugerechnete ‚Gesamtsituation‘, nach der die Qualität der vorangehenden Positionen für die Vergabe der Punkte zuständig sind. Hiernach würden gute Punkte zu höherer Punktzahl, schlechte Punkte dagegen in dieser Position zu einer geringeren Punktzahl führen.
Die Größe wird im Originaltext mit 4 ¼ inch angegeben, was etwa 11 cm entspricht. Hierbei ist die Länge vom Schnabel zur Schwanzspitze gemeint, wie ausdrücklich im Originaltext angegeben.
Es gibt wohl keine Positurkanarienrasse, deren optischer Eindruck in Richtung Kleinheit so stark von den anderen Kriterien der Körperform abhängt wie der Fife. Objektiv gleichgroße (= gleichlange) Vögel wirken deutlich kürzer, wenn z. B. die Unterschwanzdecken gut gefüllt sind oder wenn der Körperumfang recht stark ist. Umgekehrt wirken sie länger, wenn sie nur mäßigen Körperumfang haben.
In unserem deutschen Standard ist übrigens als Länge 11,5 cm angegeben. Diese Abweichung hängt wohl mit der Umrechnung von inch in Zentimeter zusammen.
Sicher ist diese Forderung mit am schwierigsten zu erfüllen. Hinzu kommen die bekannten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
In der Gesamtbewertung des Fife ist offensichtlich, dass die wesentlichen Charakteristika dieser Rasse den Körperbau betreffen. Somit steht der Typ eindeutig in der Rangreihenfolge vor allen anderen Kriterien. Der Typ ist es schließlich, der einen Kanarienvogel zur Rasse „Fife“ zugehörend erkennen lässt. Auch wenn die Größe die meisten möglichen Punkte erhält, ist es nicht diese Position. Vielmehr ist diese Position dazu sehr gut geeignet, bei vorhandenem Fife-Typ (!!) die vorhandenen Tiere in eine Qualitäts-Rangreihenfolge zu stellen. Somit ist auch klar verständlich, dass ein nur kleiner Vogel in der Qualität immer hinter dem Vogel zu stehen hat, der zwar größer, aber mit einem klar erkennbaren Rassetyp versehen ist.
Immer wieder stelle ich fest, dass zwar die entsprechenden Standards aus den Herkunftsländern unserer Positurkanarienrassen ‚wörtlich‘ übersetzt wurden, ja, sogar oft Passagen auch sinngemäß formuliert wirken. Doch selbst bei absolut wortgetreuer Übersetzung fehlt ein wesentlicher Aspekt. Und dies wird erst verstanden, wenn man sich länger mit einer Rasse beschäftigt.
So wird in den Spezialclubs Englands (Großbritanniens) zum einen in eine große Anzahl von Schauklassen nach verschiedenen Farben unterteilt, zum anderen aber gerade die Formenkanarien auch nach Geschlechtern getrennt beurteilt. Hiermit kann nach meiner Überzeugung eine Rasse wesentlich feiner und gezielter in ihrer Qualität beurteilt werden und damit auch gezielter der tatsächliche Stand der Zucht festgehalten werden. Dies steht im direkten Gegensatz zu unseren kontinentalen Erfahrungen. Aus diesen kontinentalen Erfahrungen heraus höre ich Kommentare wie „Der beste Fife kann nur unter den intensiven Weibchen gefunden werden“. Damit nehmen wir Preisrichter uns und den Züchtern jede Chance, die Bewertung auch zugleich als Steuerung der Zuchten zu betreiben. Unsere Zuchtbemühungen sind damit zu sehr auf ein einziges Geschlecht fixiert. Nur – ich hoffe, ich verrate hier keine Neuigkeiten – Kanarien gehören zu den Lebewesen, die sich geschlechtlich (und sogar zweigeschlechtlich) fortpflanzen. Deshalb gehören auch beide Geschlechter in die Auswahl zur weiteren Zucht.
Deshalb sollten wir uns auch auf dem Kontinent stärker angewöhnen, das Geschlecht bei der Beurteilung zumindest mit zu berücksichtigen. Unbestreitbar ist, dass die Weibchen diejenigen sind, die weniger Probleme haben, den idealen Typ zu erreichen, vor allem da sie kürzer und gedrungener von Gestalt sind als die Männchen. Auch ist nicht zu leugnen, dass die Intensiven eher die gewünschten Körperrundungen und die Einschnürungen des Halses zeigen als die Schimmel. Dies heißt nun nicht, dass wir den Männchen Sonderpunkte verschenken oder den Schimmelvögeln Wertepunkte vergeben, die wir nicht nachvollziehen können. Es soll zuerst nur einmal heißen, dass wir das Schimmelmännchen nicht in der Bewertung weitab nach hinten setzen, nur weil es aus den genannten Gründen nicht mehr zeigen kann.
Leider lässt sich eine solche spezifische Beurteilung bei strikter Punktebewertung nicht immer einhalten. Auch aus diesem Grund wird sogar im Mutterland von einigen Spezialisten die Position „Größe“ umfassender betrachtet. Speziell wird von diesen Leuten auch die Proportion, wie z. B. Umfang zur Länge, Gedrungenheit etc. als zur „Größe“ zugehörend betrachtet. Dies wäre eine Definitionserweiterung, bei der wir auch mit unserem Punktesystem stärker als bisher die rassetypischen Vertreter besser von den nur kleinen, aber oft schlanken Tieren trennen und entsprechend ihrem Rassewert mit Punktzahlen versehen könnten. Auf jeden Fall ist diese Interpretation es wert, in Fachkreisen eingehender diskutiert zu werden. Schließlich darf kein Vogel nur deshalb vorne stehen, weil er der kleinere ist. Im schlechtesten Fall würden dann die inzwischen sehr kleinen Raza die Fife-Klassen beherrschen, was für die Weiterentwicklung des Fife kontraproduktiv wäre.
Wenn wir einmal rund 25 Jahre zurückschauen, so stellen wir fest, dass sich im Verlauf dieser Zeitspanne die Qualität der Fife doch gewaltig verbessert hat. In den ersten Jahren auf dem Kontinent waren die meisten Vertreter zwar schon klein, aber an der Form gab es noch eine Menge zu kritisieren. Zum einen waren die Körper noch viel zu wenig rund und gedrungen, zum anderen waren bei vielen Fife die Köpfe sehr klein und wenig rund.
Auch die Rundung im Rückenbereich war in den meisten Fällen noch lange nicht in der heutigen Qualität. Somit konnte auch der geforderte Eindruck nach der Kompaktheit des Körpers noch nicht entstehen.
Aber selbst nach intensivsten Bemühungen einiger hoch motivierter Züchter ist leider immer noch ein (zugegebenermaßen nur minimaler) Abstand in der Qualität zwischen dem Ursprungsland und dem Kontinent vorhanden. Zumindest gilt dies, wenn man den Standard nach den oben beschriebenen Gesichtspunkten der Spezialvereine und deren Züchter auslegt. Wer behauptet, dass auf dem Kontinent inzwischen bessere Fife wären als in England, der hat einen anderen Standard als Grundlage, und damit sicherlich nicht den ursprünglichen. Erfreulicherweise können wir aber feststellen, dass einige kontinentale Zuchten durchaus eine gute Chance auf englischen Schauen haben könnten.
Trotzdem gelang es dem Fife, die Favoritenstelle auch bei uns auf dem Kontinent einzunehmen. Sein munteres Wesen und seine ungebrochene Vermehrungsfreudigkeit schaffte es, dass er innerhalb nur weniger Jahre an vorderer Stelle der Beliebtheitsskala stand.
Leider sind wir in den Achtziger Jahren stark fehlgeleitet worden, als man in Deutschland nur Fife ausstellen konnte, die wie Farbenkanarien entweder Melaninkanarien oder Aufgehellte waren. Wie schon erwähnt, hatte man die englische Formulierung ‚rich and pure in colour‘ falsch übersetzt und gemeint, auch beim Fife dieselben Kriterien wie für Farbenkanarien anwenden zu müssen. Damit war das Aus für alle Schecken gegeben, was auch heutiger Sicht für die Rassenentwicklung nicht nur hinderlich, sondern sogar schädlich war. Die besten Fife, die man im Mutterland bekommen konnte, waren ja eben nicht auf Farbe gezüchtet, sondern auf Typ. Um aber in Deutschland Chancen zu haben, musste man die Verwendung solcher Tiere meiden. Somit waren wir für eine längere Zeit von der Weiterentwicklung der Rasse abgeschnitten.
Deshalb ist es allzu verständlich, dass die Qualität hierzulande auch erst gesteigert werden konnte, nachdem diese Fehlinterpretation aufgehoben und durch die heutige Formulierung ersetzt wurde. Nun konnten zum Aufbau und zur Weiterentwicklung der Rasse wieder die tatsächlich guten Fife einbezogen werden, die zuvor wegen der für uns ‚falschen‘ Farbe außen vor blieben.
Auch heute noch wird der Standard zum Teil nicht ganz richtig interpretiert, wie wir anhand der Diskussion um die Größe sehen können. Leider ist diese zum Teil starke Abweichung von Meinungen nicht auf den Fife, selbst nicht auf die englischen Rassen begrenzt. Hier würde ich mir wesentlich mehr als bisher eine Art ‚amtliche Interpretation‘ seitens der Technischen Kommission wünschen. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass mit der puren Standardbeschreibung zum einen eine viel zu große Variabilität innerhalb der Rassen offen bleibt, und zum anderen sogar oft die rasse-charakteristischen Merkmale verkannt oder fehlgedeutet werden. Hier ist noch ein großes Betätigungsfeld, zu dem aber die bestehenden Spezialvereine sicherlich auch gerne Hilfestellung leisten.
Gibt es wirklich gravierende Unterschiede bei der Zucht des Fife im Vergleich zu anderen Positurkanarienrassen? Ja, aber zumindest sind es positive. Es gibt wohl wenige andere Rassen, die so vermehrungsfreudig sind und solche hervorragenden Elterneigenschaften besitzen. Dies gab und gibt natürlich die Gelegenheit, aufgrund der zahlreichen Nachkommen sehr schnell in die gewünschte Richtung zu selektieren. Allerdings ist es auch der Garant zur Fortentwicklung der Rasse.
Trotzdem, oder gerade deshalb, sollte man nicht mehr als 2 Jahresbruten beim Fife zulassen. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass sich die Eltern verausgaben und im folgenden Jahr nicht mehr genug Kraft für weitere Zuchtaktivitäten haben. Aber auch mit zwei Jahresbruten dürfte die Anzahl der Nachkommen groß genug sein, um die Qualität des Fife weiter voranzutreiben.
Natürlich ist bei jeder Zucht die Selektion der wesentliche Arbeitsgang, um die Qualität steigern zu können. Und selbstverständlich ist zuallererst die Auswahl nach den geforderten Kriterien wie im Standard festgeschrieben vorzunehmen. Deshalb wäre es wohl müßig, diese hier zu wiederholen.
Und fast genauso selbstverständlich ist es, dass Männchen und Weibchen unterschiedliche Ausprägung von Typ und Farbe besitzen, wie dies oben bereits ausgeführt wurde. Diese Abweichung ist natürlich einzukalkulieren. Wir arbeiten übrigens gegen die Natur, wenn wir versuchen beide Geschlechter in dasselbe Schema zu pressen. Hierzu gibt es in der Vogelzucht leider viel zu viele Beispiele, die alle ein trauriges Ende nahmen, weil diese Stämme ausstarben.
Sein sehr munteres Wesen ist sicher mit dafür verantwortlich, daß er so beliebt ist. Selten habe ich so neugierige und zutrauliche Kanarien gesehen wie Vertreter der Fife-Rasse. Auch als älteres Tier wird er – sogar ohne dass wir es beabsichtigen – sehr zahm. Dies macht ihn übrigens auch zu einem guten Stubenvogel. Dies ist ebenfalls wichtig, denn schließlich können wir ja nicht alle unsere Nachzuchten wieder bei Züchtern unterbringen.
Aufgrund der Körpergröße und der Aktivität des Fife ist eine besondere Fütterung nicht erforderlich. Eines der herkömmlichen Mischfutter für Kanarien deckt in vollem Umfang die Grundversorgung der Fife. Eigentlich muss es ja nicht gesondert erwähnt werden, aber auch der Fife benötigt zur Brut- und zur Mauserzeit natürlich ein Aufzuchtfutter. Dies sollte wie auch bei anderen Kanarien alles an Aminosäuren und Vitaminen für den Körperbau und das Federwachstum beinhalten. Falls das bevorzugte Aufzuchtfutter diese nicht enthält, sollte es als Ergänzung zugemischt werden. Unsinnig ist hier die schon einmal gehörte Behauptung, ein Fife dürfte ‚nicht so kräftig‘ gefüttert werden, weil er dann zu groß würde. Solche Züchter verraten, dass ihnen Rasseeigenschaften, die nun einmal ererbt werden, fremd sind.
Es wird von englischen Züchtern immer wieder stark betont, dass es nicht sinnvoll ist, den Fife mit ‚künstlichen‘ Farbverstärkern zu füttern. Man ist der Meinung, dass damit der dem Fife eigene Farbton und Glanz verloren geht. Dies trifft nach Meinung einiger englischer Züchter besonders für die Gelbverstärker zu, wie sie seit vielen Jahren bei uns eingesetzt werden. Natürlich ist die Farbtiefe dennoch durch geschickte und wohlüberlegte Fütterung zu beeinflussen. Wer die Gelegenheit hat, kann natürlich Grünfutter nach Saison füttern. Dies hat bekanntlich seine Auswirkungen auf die Gesundheit, ist aber zusätzlich auch gut geeignet, den natürlichen Farbton zu unterstützen. Aber auch die Beifütterung von Spirulina und den Roten Seealgen ist für die gute Ausfärbung der Fife sehr gut geeignet.
Vermeiden muss man unter allen Umständen, dass irgendwelche roten Carotinoide im Futter sind. Dieser Hinweis ist besonders für Züchter wichtig, die auch rotgrundige Vögel züchten. Hier ist die Verschleppung von rothaltigem Aufzuchtfutter ständige Gefahr. Und wenn ein Fife erst einmal auch nur für einen Tag ein solchen Futter aufgenommen hat, ist er für die kommende Schausaison wohl verdorben. Einige Federn werden unweigerlich rötlich ausfärben.
Mit dem Schautraining kann man nicht früh genug anfangen. Ich gehe hier ähnlich vor wie bei den Yorkshirekanarien. Meine Fife vermausern im großen Flugkäfig von 120 cm Länge (= doppelter Zuchtkäfig) in kleinen Gruppen bis zu 5 Tieren. Dies hat viele Vorteile. Erstens können die studierenden Jungmännchen schnell identifiziert werden. Zweitens kann ich gezielter das Futter zusammenstellen. Und drittens werden schon die ersten Trainigsschritte während der Mauser absolviert. Hierfür hänge ich an die zweite Käfigtür einen alten Schaukäfig, der nur den Bodenbelag enthält. Hier, und nur hier verwende ich übrigens Hobelspäne. Sonst gebe ich keinerlei Futter oder gar Leckerbissen in diesen Trainingskäfig. Und trotzdem dauert es nur wenige Minuten bis der erste Vogel ohne Zwang in den Trainings-Schaukäfig geht.
Die zweite Trainingsphase beinhaltet dann das Hantieren mit dem Käfig. Hierfür nutze ich jede Gelegenheit, bei der ich etwas Zeit im Zuchtraum verbringen muss. Ich nehme einen solchen besetzten Trainingskäfig ab und hänge ihn an ein speziell dafür gefertigtes Reck. Ein Eifutternapf mit Futter und eine kleine Tränke sorgen dafür, dass der Vogel auch einmal für Stunden darin bleiben könnte. In dieser Phase lernt der Vogel zum einen, dass es für ihn keine Gefahr bedeutet, wenn sein Käfig angefasst wird während er darin sitzt und zum anderen erfährt er, dass auch diese sehr kurze Distanz zwischen ihm und dem Menschen nicht unangenehm ist.
Die dritte Phase beinhaltet dann, dass der Vogel auch einmal – mit Futter und Wasser versorgt – über Nacht in diesem Käfig verbleibt. Nach Abschluss dieser Phase können Sie dann getrost den Vogel zur Schau bringen, was für mich dann schon die vierte und letzte Trainigsphase ist. Mit dieser Vorbereitung können Sie dann erwarten, dass sich der Vogel von seiner besten Seite zeigt und das für ihn beste Bewertungsergebnis erreicht.
Auch für den Fife gilt, dass man ihn grundsätzlich nicht im Schaukäfig fangen sollte. Der Vogel sieht den Schaukäfig -–ist er erst einmal in der richtigen Form eingewöhnt worden – als sein Rückzugsgebiet an, in dem er einen gewissen Schutz genießt. Wenn wir nun mit der Hand den Vogel in diesem Schutzgebiet anfassen, zerstören wir seinen Eindruck über den Schutz. Und dieses verlorene Vertrauen ist nur schwer wieder herzustellen.
Besser ist es deshalb, wenn wir den Vogel zuerst in einen normalen Zuchtkäfig umspringen lassen, bevor wir ihn anfassen. Wobei zu sagen ist, dass man einen Vogel nur in den wenigsten Situationen wirklich in die Hand nehmen muss.
Lange Zeit wurde der Fife auf dem Kontinent in den verschiedenen nationalen Schaukäfigen ausgestellt, wie z. B. in Deutschland im Wurster-Positurkäfig. All den nationalen Käfigen war gemeinsam, dass sie nur ein- oder höchstens zweiseitig offen waren. Dies war deutlich zum Nachteil der ausgestellten Tiere. Sie konnten entsprechend nur von einer oder zwei Perspektiven begutachtet werden.
Im Ursprungsland dagegen war von Anfang an der Dewar-Käfig die einzige (und richtige) Wahl. Sicher hatte es auch historische Gründe, schließlich wurde der Fife aus dem Border entwickelt und in der Anfangszeit waren es die ehemaligen Borderzüchter, die sich nun dem Fife zuwandten. Somit war ein Wechsel zu einem anderen Schaukäfig nicht nötig. Aber es zeigte sich bald, dass der Dewar-Käfig auch den Fife optimal präsentierte, wie dies auch Werner Kolter in seinem Bericht eindrücklich klar legt.
Leider sind hierzulande vor einiger Zeit ungerechtfertigte Attacken gegen allseits offene Käfige gelaufen. Doch mit etwas biologischem Sachverstand und Wissen um die Verhaltensweisen von Singvögeln kann man schnell beweisen, dass die Anschuldigungen allesamt unqualifiziert sind. Vögel neigen dazu, sich zum Singen auf eine so genannte ‚Singwarte‘ zu setzen. Diese ist meist so geschaffen, dass die Aussicht nach allen Seiten möglich ist. Und genau dies wird im Dewar-Käfig auf natürliche Weise gefördert.
Allerdings ist die wichtigste Voraussetzung, dass die zur Ausstellung gebrachten Fifes eine ausreichende Käfiggewöhnung erkennen lassen. Dies ist übrigens für mich der einzige Punkt, der eventuell tierschutzrelevant werden könnte. Für unvorbereitete Vögel ist jeder Aufenthalt im für sie ja ungewohnten Schaukäfig (gilt aber auch für andere Käfige) absoluter Stress. Nur die schrittweise Vorbereitung auf die Situation einer Ausstellung ist der wichtige Garant für ein stressfreies Präsentieren.
Aber hieran muss jedem ernsthaften Züchter schon aus eigener Motivation gelegen sein. Nur stressfreie Vögel, die sich ungezwungen und ohne Scheu dem Betrachter präsentieren haben eine reelle Chance auf eine optimale Bewertung. Nur diese Tiere sind in der Lage, sich im Schaukäfig in der gewünschten Weise zu zeigen. Erst dann sind auch sämtliche Rassetypischen Merkmale des Fife sinnvoll zu erkennen und natürlich auch zu beurteilen.
Aus all dem folgt, dass es wohl keinen besseren Schaukäfig für den Fife gibt als den Dewar-Käfig, oder den kontinentalen Nachbau in den entsprechenden Maßen.
Obwohl wie oben angeführt die Farbe beim Fife eine wesentliche Rolle spielt, ist sie meines Erachtens nicht dazu geeignet, den Fife wie eine Art Farbenkanarienvogel in abweichender Gestalt zu betrachten.
Leider ist die derzeitige Unterteilung der Schauklassen aber zu sehr auf die Farbe und Farbgleichheit einer Kollektion ausgerichtet und führt züchterisch auf Irrwege. Hierzu eine einfache Berechnung. Um vier gleichgefärbte Vögel zusammenzubekommen (eigentlich muss man mit fünf Tieren rechnen, da man ja auch einen ‚Ersatzmann‘ benötigt), muss man eine mehrfache Anzahl züchten. Dies aber ist nur möglich, wenn man starkes Augenmerk auf die Verwendung von einer einzigen Farbe legt. Damit aber tritt die Hauptsache stark in den Hintergrund. Außerdem ist es züchterisch wenig hilfreich, wenn man z. B. nur mit Aufgehellten arbeitet. Gerade die Verschiedenheit der Farben – Aufgehellte, Schecken, Melaninvögel – kann erst auf Dauer die Federtextur beim Fife erhalten. Dies gilt übrigens auch für die meisten anderen Positurkanarien.
Wenn wir dann auch noch weißgrundige Fifes züchten wollen, so ist unser momentanes Schauklassensystem absolut kontraproduktiv. Die Ausnahme bilden hier nur die (immer wieder zitierten) Großzüchter, deren Nachkommenzahl groß genug ist.
Ich kann an dieser Stelle nur wieder meine langjährigen Forderungen nach einer Schauklasse wiederholen, bei der die Farbe nicht das Kriterium zur Anerkennung einer Kollektion ist. Oder alternativ wäre eine wesentlich weitergehende Auslegung der Kollektions-Kriterien wünschenswert.
Hier wäre auch eine wichtige Arbeit für den gerade gegründeten Spezialclub zu finden. Ein weiteres Ziel für den Spezialverein wäre auch, die Trennung der Geschlechter nach Schauklassen einzuführen. Sicher wird es eine hundertprozentige Zuordnung nie geben. Wer von uns Züchtern hat nicht schon zwei gleiche Geschlechter in den Zuchtkäfigen gehabt? Wer von uns ist hier unfehlbar? Vielleicht mogelt sich auch einmal ein Weibchen in der Männchenklasse weiter nach vorne, anstatt mit ‚Falscher Schauklasse‘ aussortiert zu werden. Aber im Gegenzug werden wir vielleicht doch stärker auf die farblichen und auch gestaltlichen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen geschult.
Wer sich für die Mitarbeit im ersten Spezialclub in Deutschland interessiert, der möge entweder mit Werner Kolter oder mit Arno Hof (beide DKB-Preisrichter) Kontakt aufnehmen.
Autor:
Dr. Hans Claßen (DKB-Nr. 25 1133)
Hauptstr. 4 · 77836 Rheinmünster