England: Neuer Borderstandard
Bei
der Borderrasse hat es in der rückschauenden Betrachtung nie Stillstand gegeben.
Nachdem sich 1890 die
Schotten
und Engländer über einen gemeinsamen Namen für diese Landkanarienrasse und
letztlich auch über einen Standard verständigt hatten, gab es in der Folgezeit,
und zwar 1939, 1967 und schließlich 1985 neue Standardzeichnungen und
-beschreibungen.
Anfang
der 90er Jahre gab es dann ein zunehmendes Rumoren innerhalb der Züchterschaft,
weil sich die Siegervögel zunehmend von der Standardzeichnung »fortentwickelt«
hatten (hierüber hatte ich in unserem Fachblatt schon mehrfach berichtet). Auf
den großen Spezialschauen gewannen in der Regel die Vögel, die mit dem
eigentlichen Ideal wenig Ähnlichkeit aufwiesen, sie waren runder und größer und
damit optisch eine andere
Erscheinung geworden. Die Siegerstämme waren und sind
überwiegend in den Händen weniger Spitzenzüchter wie Phil Warne, Barnett und
Chandler etc., die für ihre Border hohe Preise verlangen und auch erhalten.
Die so genannten »kleinen« Züchter hatten meist bei der Vergabe der Siegerehren
das Nachsehen und wechselten irgendwann auf andere Kanarienrassen über oder
verließen das Hobby ganz. Auch die Preisrichter kriegten ihr »Fett weg«, denn
sie mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, am Standard vorbei zu entscheiden.
Aus diesen Gründen hat die Dachorganisation Border Convention schon vor geraumer Zeit versucht, das Problem zu lösen, indem für das Jahr 2005 auf völlig demokratischer Basis ein neues Standardbild geschaffen werden soll.
Sie ist dabei folgenden Weg gegangen: Im Jahre 2000 wurde die Züchterschaft aufgefordert, Musterzeichnungen einzusenden, die mit der Originalzeichnung von 1985, die ebenfalls viele Züchter beibehalten wollten, in Wettbewerb treten sollten. Insgesamt wurden 32 Modelle eingereicht, die auf 27 reduziert wurden, indem man die Duplikate herausnahm. Im vergangenen Jahr wurden diese 27 Zeichnungen den Border-Spezialclubs zugesandt, damit die »grassroots« (also die Mitglieder) durch ihr Votum die Gesamtzahl auf 12 reduzieren konnten. Dieser Schritt ist nun abgeschlossen und die in der Endauswahl stehenden Entwürfe wurden u. a. in der Fachzeitschrift »Cage & Aviary Birds« veröffentlicht.
Nun wird in einem erneuten Wahlgang, an dem alle Mitglieder zur Beteiligung gebeten sind, das neue Standardmodell 2005, das erstmalig in 2004 veröffentlicht wird, gekürt werden. Man hat sich allerdings grundsätzlich darauf verständigt, dass der »standard of excellence« (das Regelwerk) nicht verändert werden soll. Gleichzeitig soll die festgelegte Länge (Größe) des Vogels unverändert bleiben.
Warten wir ab, wie das neue Modell aussehen wird; Sie können anhand der 12 Motive schon einmal Ihre persönliche Wahl treffen.
Werner Kolter