Die Waliser
Nationale Meisterschaft -
Welsh National
Nachdem Werner Kolter 2002 einige Schauklassen der Rasse Fife Fancy bei der English National in Birmingham bewerten durfte, bekam er für Januar 2004 die Einladung, bei der Welsh National ebenso Fife zu richten.
Auf sein Angebot hin entschloss ich mich, ihn und unseren gemeinsamen Freund Tish Harnett - er richtete ebenso (Lancashire, Bossu Belge, Scotch, Frisierte ) - zu begleiten.
Die Waliser Meisterschaft - Welsh National - wird seit einigen Jahren in der AFAN LIDO SPORTS CENTRE-Halle in PORT TALBOT, in unmittelbarer Nachbarschaft von Swansea, an der britischen Westküste gelegen, ausgerichtet. Die Ausstellungshalle liegt direkt an der Strandpromenade. Im Januar 2003 (für das Zuchtjahr 2002) musste die Ausstellung seinerzeit kurzfristig ausfallen. Ein Sturm beschädigte das Dach der Ausstellungshalle so stark, dass erhebliche Regenmengen in die Halle 9 eindrangen und den Fußboden völlig zerstörten.
Das Wetter war im Januar 2004 wesentlich besser. Am Sonntag, dem 18.01.2004 konnte die Welsh National für das Zuchtjahr 2003 in renovierter Halle bei fast frühlingshaftem Wetter durchgeführt werden. Veranstalter dieser Meisterschaft wir wie immer der Welsh National Bird Club.
Das Besondere aus unserer Sicht ist, dass es sich inklusive Bewertung der Vögel um eine Ein-Tages-Schau handelt. Eine gute Organisation und die an großen Meisterschaften gemessene relativ geringe Anzahl von ca. 2000 Ausstellungsvögeln machen dies möglich.
Aber ganz ohne Wehrmutstropfen lief auch die diesjährige Meisterschaft nicht ab. Auf Grund einer Wellensittich-Krankheit wurden keine Wellensittiche ausgestellt.
Die ca. 200 Quadratmeter große Ausstellungshalle ist an ein Freizeitzentrum mit Schwimmbad angeschlossen und dient hauptsächlich dem Schul- und Vereinssport.
Die Halle wurde in 2 etwa gleich große Teile aufgeteilt. Am Samstagnachmittag wurden von den Veranstaltern die Ausstellungsregale im einen Teil aufgebaut. Die Händler bauten ihre Stände im anderen Hallenteil auf. Gegen 18.00 Uhr erfolgte die Einlieferung der Vögel.
Am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr begannen die Preisrichter mit dem Bewerten der Vögel: 120 Border, 400 Fife, 250 Gloster, 100 Norwich, 100 Yorkshire, 60 Farbenkanarien, 150 Cardueliden und Mischlinge, 150 Exoten und Sonstige wurden den Preisrichtern vorgestellt. Die Zuträger begannen mit dem Zutragen der Vögel zu den Bewertungsregalen.
In der anderen Hallenhälfte hatten Futter- und Zubehörhändler sowie gewerbliche Vogelhändler ihre Stände aufgebaut. Eine Buchhandlung, spezialisiert auf Vogelliteratur inklusive antiquarischer Werke aus dem 19. Jahrhundert, sowie ein Vogelmaler rundete diesen Ausstellungsteil ab. Dieser Teil der Ausstellung war ab 10 Uhr geöffnet und wurde auch von den Besuchern zahlreich aufgesucht.
Die verschiedenen britischen Positurrassen waren in zahlreiche Ausstellungsklassen, ähnlich wie bei der englischen National in Birmingham, eingeteilt.
Zunächst wurden die besten 7 Vögel der jeweiligen Schauklassen (z. B. Border gelb intensiv Hennen) ermittelt. Die Vögel wurden von 1 bis 7 plaziert, erhielten aber keinerlei Prädikat oder Punktbewertung. Alle anderen Vögel der Schauklasse gingen „leer2 aus. Unter den Schauklassensiegern der Novice-class (Anfänger) und Champion-class (Züchter) wurden die jeweils 3 ersten Novice-Vögel und der Champion-Vogel ausgesucht.
Der Sieger der Novice-Vögel und der beste Champion-Vogel konkurrierten dann um den Gesamtsieg. Bei einigen Rassen konnten Novice-Vögel „Bester Vogel der Rasse“ werden. Alle Rassensieger konkurrierten dann um den Titel „bester Kanarienvogel der Schau“; dieser Vogel dann mit dem besten Cardueliden, besten Mischling, besten Exoten und besten Sittich um den Titel „bester Vogel der Schau“.
Neben der Novice- und Champion-Klasse gab es auch noch die Klasse der jugendlichen Züchter, die juniors. Hier wurden entsprechend auch die Sieger ermittelt, Alle Preisrichter waren sowohl in der Junior-, Novice- und Champion-Class tätig. Bei den Rassen Border, den Fife und den Gloster waren 2 Preisrichter tätig, die sich abstimmten und gemeinsam die Gesamtsieger ermittelten.
Neben der Ermittlung der 3 besten der Novice- bzw. Champion-Klasse und dem Gesamtsieger wurden so genannte Specials vergeben. Specials sind Sonderpreise für den besten aufgehellten Vogel, den besten Melaninvogel, den besten weißgrundigen und den besten Braunen usw.
Die Bewertung und Ermittlung aller Sieger wurde um ca. 14.30 Uhr abgeschlossen.
Während der Bewertung der Vögel hatten Besucher keinen Zutritt zum Hallenteil, in dem die Ausstellungsvögel waren, Einige Besucher nahmen jedoch auf der Zuschauertribüne in der Halle Platz (in der Halle finden auch Basket-Ball-Meisterschaftsspiele statt) und konnten so aus geringer Entfernung den Preisrichtern und Zuträgern zusehen. Die meisten Züchter kamen aus Wales, aber auch einige Engländer, Schotten und Iren nahmen mit ihren Vögeln an dieser Meisterschaft teil. Sie zeigten die britischen Positurvögel in guter und sehr guter Qualität. Beeindruckend war auch die große Anzahl an britischen Vögeln wie Distelfink, Dompfaff, Hänfling und Birkenzeisig sowie die schon fast domestizierten Grünfinken. Diese bestechen durch ein sehr gutes Gefieder und wurden jahrelang auf Körpergröße und Form gezüchtet.
Einige sehr seltene Mischlinge bereicherten die Ausstellung: Stieglitz x Dompfaff, Birkenzeisig x Dompfaff, Stieglitz x Birkenzeisig und Kreuzschnabel x Dompfaff.
Weichfresser wie Bachstelzen, Rotkehlchen, Rotschwanz, Amsel, Drosseln, u. a. die Amseln auch in Mutationsfarben, waren eine Bereicherung der Ausstellung. Diese Vögel waren nicht in den Käfigen für Cardueliden ausgestellt, sondern in größeren Käfigen, teilweise mehr als 50 cm hoch. Die Käfige waren wie Schauvitrinen mit Moos, verschiedenen Pflanzen, Sand und Steinen ausgeschmückt. jeder dieser Käfige war schon ein kleines Kunstwerk. Aus Zeitmangel konnte man sie sich leider nicht alle genau ansehen.
Insgesamt war die Ausstellung eine sehr interessante Schau mit sehr schönen und teilweise seltenen Vögeln. Alles lief in großer Harmonie ab, das Hobby Vogelhaltung und -zucht stand im Vordergrund. Im Gegensatz zu großen Schauen war keine Hektik vorhanden und man wurde auch nicht von Menschenmassen mit all den damit verbundenen negativen Auswirkungen »erschlagen«. jeder, der die Gelegenheit einmal haben sollte, im Januar in Wales zu sein, sollte die Welsh National nicht verpassen.
Arno Hof, Dornburg