Erfolgreich züchten
Einige Grundvoraussetzungen!

Mit meinem nachfolgenden Bericht rede ich aus eigener Erfahrung, möchte aber niemanden beeinflussen, der mit seiner erprobten Methode bereits erfolgreich züchtet und damit zufrieden ist.

Viele von uns klagen darüber, dass sie wieder ein schlechtes oder nur durchschnittliches Zuchtjahr hatten. Ich möchte hier an dieser Stelle mal einige Tipps loswerden, damit es nächstes Jahr vielleicht besser klappt. Ich selbst habe sehr viel ausprobiert, und kann aufgrund der letzten sehr erfolgreichen fünf Jahre sagen, dass die Ausprobiererei nun ein Ende hat und sich eine gewisse Kontinuität in meinem System zur Vorbereitung und zur Zucht manifestiert hat.

Vier, nach meiner Meinung wesentliche Faktoren, sind unbedingt zu beachten.

 

     *Geschlechtsreife*  *Licht*  *Temperatur *  *Luftfeuchtigkeit*

 

Wenn wir Kanarienvögel erfolgreich züchten wollen, müssen wir manchmal aus verschiedenen Gründen die natürlichen Eigenschaften ändern. Dies bedeutet, dass wir für unsere Vögel aussuchen und festlegen, unter welchen Umständen wir sie brüten lassen, so dass sie sich erfolgreich vermehren können. Es kann vorkommen, dass man aus verschiedenen Gründen, wegen Arbeit oder durch Urlaub, gezwungen wird, den natürlichen Rhythmus der Brut/Zuchtsaison zu ändern.

 

Geschlechtsreife

Der Züchter der früh, z.B. im Januar, mit der Zucht beginnt, muss sicherstellen, dass die ausgewählten Zuchtvögel auch das für eine erfolgreiche Befruchtung erforderliche Alter haben. Neun Monate sollte der Kanarienvogel schon alt sein bevor er in die Zucht genommen wird. Oft wundert man sich in der ersten Brut über unzählige unbefruchtete Eier, besonders bei Jungvögeln, und machen hierfür räumliche oder sonst welche Umstände verantwortlich, - dies kann schon so sein. Aber sind wir sicher dass wir hier nicht einen 6- Monatsvogel in der Zuchtbox haben? Diese Vögel haben auch in der 2. + 3. Runde ihre Probleme, oder dann schon keine Kondition mehr, die jetzt, wo die Geschlechtsreife da wäre, erforderlich ist. Der Züchter der seine Vögel deutlich später, so Mitte März, anpaart, hat den Vorteil, dass die Vögel wahrscheinlich näher an der Geschlechtsreife sind, und hat natürlich weniger unbefruchtete Gelege. Grundvoraussetzungen für eine gute Zuchtsaison ist, dass die Vögel das erforderliche Alter haben, eine ausreichende Ruheperiode hatten und eine gute konstant ausgewogene Ernährung gehabt haben. Zum Beispiel wird kein Leistungssportler zu Wettkämpfen topfit sein, wenn er keine Zeit zur Regeneration hatte und sich nicht optimal gepflegt und vorbereitet hat. Und dass unsere Kanarienvögel die wenig Pflege in, während und nach der Mauserungsperiode erhalten haben, einfach keine erwachsenen fortpflanzungsfähigen Vögel werden, muss nicht verwundern. Seien wir mal ehrlich, wie viele von uns mit der Zucht im Januar beginnen und manchmal noch im August am Züchten sind, und das über mehrere Jahre hinweg und sich dann beklagen, dass die Vögel von Jahr zu Jahr schwieriger/schlechter werden. Sind wirklich unsere Vögel schuld an dieser Misere??

 

Licht

Für Selektionszucht ist ein Zuchtraum erforderlich der künstlich beleuchtet werden kann, - möglichst viel Tageslicht ist natürlich kein Nachteil. Jene, welche die Zucht früh beginnen wollen, werden sich der Natur widersetzen. Sie werden die Beleuchtung automatisch regeln müssen. Dies erfolgt meistens über Zeitschaltuhren die mit der Beleuchtung verbunden sind. Ebenso wird das Nachtlicht über eine Zeitschaltuhr geregelt. Dieses ist unbedingt 5-10 Minuten vor erlöschen des Haupt/Neonlichtes einzuschalten, so dass sich die Vögel nicht in der vollständigen Dunkelheit wieder finden wenn das Neonlicht ausgeht und so ihr Nest nicht mehr finden können, - mit allen Folgen die daraus entstehen können. Nach dem Erlöschen des Hauptlichtes sollte diese Nachtbeleuchtung noch mindestens 10 Minuten brennen.

Wir machen uns diese ‑ leuchtende Einrichtung -, nämlich die künstliche Verlängerung der Lichtdauer in unserem Vogelhaus, zu Nutze, um die Natur zu imitieren. Wir können die Wirksamkeit des Lichtes auch in der Natur beobachten, wenn die Tage länger werden, also schon früh am Tage Licht da ist, können wir die Vogelschar singen hören  - so werden wir dies auch in unserem Zuchtraum erleben und beobachten können. Thema Licht. In einer Periode von ungefähr 5 Wochen fügt man jede Woche ungefähr 1 Stunde Licht hinzu, morgens und abends je 30 Minuten, um zu einer Gesamtzahl von ungefähr 15 Stunden (Zuchtzyklus) zu gelangen. Zum Beispiel, morgens um 5.30 Uhr einschalten und um 20.30 Uhr ausschalten. Egal wie man seine Beleuchtung programmiert, wichtig ist hier Gleichmäßigkeit. Ich habe schon viele Züchter gesehen, die ihr Licht meinetwegen um 6.00 Uhr einschalten, welches um 8.00 wieder ausgeht, dann brennt es wieder von 16.00-20.00 Uhr. Wie kann man hier zum Beispiel im Februar von gleichmäßiger Beleuchtung sprechen? Wo doch an vielen Tagen sich kaum die Sonne zeigt, - dies gilt auch noch für März und April. Auch Ende März, wenn die Uhren auf Sommerzeit umgeschaltet werden, ändere ich bei mir im Vogelhaus nichts. Fazit: wichtig ist eine gleichmäßige helle Beleuchtung, nicht ein ständiges an- und ausschalten des Lichtes, und zwar über die gesamte Zuchtperiode.

 

Temperatur

Im Allgemeinen können wir feststellen, dass unsere Kanarienvögel Temperaturunterschiede vertragen können, nur Zugluft sollte unbedingt vermieden werden. Wer wie ich so Mitte Februar seine Zuchtpaare einsetzt, kommt nicht darum herum sein Vogelhaus zu heizen. Eine Temperatur von 15° bei Beginn der Eiablage halte ich für ausreichend, aber die Temperatur ist langsam zu steigern. Es ist selbstverständlich, dass diese Zuchtvögel kalt (ungeheizt) überwintert wurden. Bei eine kalten Überwinterung funktioniert bei gesunden Vögeln auch die Verdauung besser. Kranke Vögel die nur durch Temperatursteigerungen und Medizin über den Winter gebracht wurden, machen in der Zucht ohnehin keine Freude. Alle Vögel, sowohl die in unseren Zuchträumen als auch die draußen in der Natur, reagieren durch die Verlängerung der Helligkeitsdauer und sind zur Zucht bereit. Die Temperatur ist nicht so wichtig. Selbst bei 10°-12° bauen die Hennen ihre Nester, die Hähne befliegen ihre Hennen und die Hennen legen ihre Eier. Alles entscheidend ist die Beleuchtung und das Notlicht/Dimmer, so dass die Hennen abends ihre Gelege finden und die Eier nicht über Nacht abkühlen.

 

Luftfeuchtigkeit

Wenn man seinen Zuchtraum heizt, wird die Luft trockner, dies kann man mit Hilfe eines Hygrometers prüfen. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 60 und 70%  liegen. Viele Probleme entstehen durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit, z.B. dass die Jungen nicht schlüpfen. Man kann leicht die Feuchtigkeit regulieren durch: Wassergefäße auf dem Heizkörper, täglich Badehäuser anhängen und die Vögel baden lassen, oder auch das besprühen der Gelege mit lauwarmen Wasser ist hilfreich, wenn die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist. Auch gibt es Geräte welche die Luft ent- bzw. befeuchten. Ein solches ist bei mir im Einsatz. Leider sind diese nicht ganz billig, aber sie sorgen für Gleichmäßigkeit. Des Weiteren sollte für genügend Luftaustausch gesorgt werden, ohne dass Zugluft entsteht. Hier sind Ventilatoren die für einen Luftaustausch sorgen die beste Lösung.

Liebe Zuchtfreunde, auf Fütterung möchte ich hier nicht weiter eingehen. Das beste Futter ist das, welches die eigenen Vögel gut verwerten und wo man die besten Erfahrungen mit gemacht hat. Mit diesem Bericht möchte ich nur klarmachen, dass sich Gleichmäßigkeit und Kontinuität auszahlt. Wer die letzten Jahre nicht so zufrieden war mit seinen Zuchtergebnissen, der kann ja einfach mal ausprobieren was sich ändert, wenn er sich an die nach meiner Meinung wichtigen Punkte hält.

Walter Bohner, Kleine Aue 5, 57334 Bad Laasphe-Hesselbach